Mehrsprech – „Datenethik“

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Kurz-Definition: „Datenethik“ verdeutlicht komplementär zu „Datenschutz“ die Wichtigkeit der persönlichen Verantwortung für die eigenen Daten, abseits gesetzlicher Bestimmungen

Unsere persönlichen Daten sind ein kostbares Gut: An ihnen hängt unsere Identität, unsere Privatsphäre, unsere Meinungsfreiheit. Wer sie besitzt, kann uns verfolgen, profilen, unser Verhalten beeinflussen und Macht über uns ausüben. Dennoch wird Datenschutz noch immer von vielen Personen als unwichtig angesehen (siehe Post-Privacy-Spackeria) und von staatlicher Seite angegriffen (siehe den derzeitigen Versuch von CDU und SPD, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen). Es reicht nicht mehr, nur über Datenschutz zu sprechen – wir brauchen eine „Datenethik“.

2011 veröffentlichte Benjamin Siggel von der Piratenpartei ein „Datenethisches Manifest“, das versuchte, mehrere Maximen zum Umgang mit den eigenen Daten im Internet und der Öffentlichkeit zu formulieren. Darin fanden sich unter anderem Grundsätze zur Datensparsamkeit, Versatzstücke der Hacker-Ethik („Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“) aber auch Grundsätze wie „Verzeihe, wo du nicht vergessen kannst“ – da sich heutzutage nicht immer verhindern lässt, dass private Daten öffentlich werden, und dies nur selten wieder rückgängig gemacht werden kann, müssen wir auch eine neue Form von Nachsichtigkeit gegenüber den Betroffenen erlernen.

Datenethik dient als Komplementärbegriff zu Datenschutz – Datenschutz bezieht sich eher auf die rechtlich-politische Ebene, Datenethik auf die persönliche Verantwortung des Einzelnen für seine Daten. Der Begriff ist unter anderem deshalb entstanden, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass gesetzlicher Datenschutz zwar von fundamentaler Bedeutung ist, dass es ergänzend aber auch eines Bewusstseins bedarf, dass Daten kostbar und schützenswert sind.

Nur Gesetze reichen nicht, nur Bewusstsein aber auch nicht

„Datenethik“ mag ein etwas pathetischerer Begriff sein als das sachliche Wort „Datenschutz“, es ist der Wichtigkeit des Themas aber durchaus angemessen. Durch „Datenethik“ fühlen sich Nutzer direkter angesprochen und zum Handeln aufgefordert, während „Datenschutz“ hauptsächlich mit der gesetzgeberischen Ebene assoziiert wird, auf die man selbst wenig Einfluss hat. Zudem impliziert Datenethik, dass man sich nicht nur über die eigenen Daten sondern auch die seiner Mitmenschen Gedanken machen sollte.

Ich möchte noch betonen, dass Datenethik keinesfalls Datenschutz ersetzen sollte – denn was nutzt uns das stärkste Bewusstsein für unsere Daten, wenn es keine Gesetze gibt, um sie zu schützen? Idealerweise sollten sich beide Bereiche gegenseitig befruchten: Je mehr datenethisches Bewusstsein es gibt, desto mehr verbessert sich der Datenschutz, und umgekehrt.

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