Prog + Punk = Prunk! Tape No. 2

In den letzten Monaten ist mir eine Reihe von Bands aufgefallen, die alle einen ähnlichen Ansatz verfolgen: Heftiges Gefrickel mit sehr roher Produktion und punkigem Gesang, man könnte es vielleicht als Mathpunk bezeichnen oder eben als „Prunk“. Irgendwie ist das gerade mein Lieblingsgenre, vor allem die Kombination aus Komplexität und Punk-Gesang gefällt mir extrem gut, also war mal wieder ein neues Mixtape fällig. Das „Prunk“-Tap No.1 findet ihr hier.

Playlist

  • “Post Truth” (Crack Cloud)
  • “Western” (Black Midi)
  • “Paddling” (Squid)
  • “Not Great Men” (Gang of Four)
  • “The Weather Song” (Ought)
  • “Violence” (Parquet Courts)
  • “Swish Swash” (Crack Cloud)
  • “Snow Day” (Shame)

Wer hat Angst vor Progressive Rock?

Die Ekel-Reflexe der Mainstream-Musik-Kritik

Mich erstaunt (und erschreckt) immer wieder, welch massive und heftige Ablehnung Progressive Rock nach wie vor erfährt. Geht es um Prog, so beginnen Mainstream-Musik-Kritiker (zum Beispiel vom Rolling Stone Magazin) eine ernste und grimmige Miene aufzusetzen, als seien sie gezwungen, nun über ein unangenehmes aber zum Glück überwundenes Kapitel der Musikgeschichte reden zu müssen; etwa so, wie wenn Geschichtslehrer anfangen, vom Nationalsozialismus (einem ähnlichen Blackout) zu sprechen. Mit ernstem Blick schütteln sie den Kopf und runzeln verächtlich die Stirn – nicht einmal lachen können die Kritiker über dieses „Un-Genre“, hier verstehen sie keinen Spaß. Mit unverhohlener Abscheu befleißigen sich Kritiker wie Musiker schnell einer regelrechten Ausrottungsrhetorik a la: „Prog ist alles, was in der Musik schief gelaufen ist“ (Thom Yorke, Radiohead), „Zum Glück kam dann der Punk und hat diese ganze Seuche hinweggefegt“ (Andreas Müller, Radio1) oder, um den prominentesten Prog-Inqusitor zu nennen: „Emerson, Lake & Palmer haben Mitschuld an der schleichenden Fäulnis all dessen, was rein war in der Rockmusik“ (Lester Bangs). Diese Kritik wurde vor allem in den 70ern geäußert. Das Erstaunliche ist jedoch, dass man auch im Jahr 2011 mit schöner Regelmäßigkeit auf die Floskeln wie die drei oben Genannten stößt, obwohl die große Prog-Ära (also die 70er Jahre) lange vorbei ist und Prog heutzutage ein Nischendasein fristet. Weiterlesen