Check mal deine Haare!

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Warum einige Menschen finden, dass es rassistisch ist, wenn Menschen mit heller Hautfarbe Dreadlocks tragen, weshalb ich finde, das dies nicht rassistisch ist, und auf welche Irrwege das Konzept von „Kultur-Klau“ geraten kann

Neulich stieß ich auf einen Artikel des Missy Magazins, in dem überaus polemisch über die Fusion hergezogen wurde. Ein Kritik-Punkt lautete:

„Kurz dachte ich, ich sei auf einer „White Dreadlocks“-Convention gelandet. Ich fragte mich, wie viele weiße Personen mit Filzhaaren aus Deutschland eigentlich nicht zur Fusion gefahren sind. Zwei Infos hätten zum Thema weißsein und Dreadlocks weiter verbreitet werden müssen: dass es eine kolonialrassistische Praxis ist und zusätzlich einfach scheiße aussieht.“

Dies war das erste Mal, das ich von der These hörte, Dreadlocks seien rassistisch, wenn sie von Menschen mit heller Hautfarbe getragen werden.

Schneid die Dreads ab, Weißer!

Ich selbst trage keine Dreadlocks, kenne aber aus meinem Umfeld viele Menschen, die sie tragen und bewege mich häufig in Kreisen (Festivals, Goa-Partys, linksalternative Projekte), wo Dreadlocks schon fast alltäglich sind und man sie zum Teil kaum noch wahrnimmt. Die meisten Menschen, die ich kenne und die Dreadlocks tragen, sind alles andere als Rassisten, ganz im Gegenteil.

Die These, die ich in verschiedenen anderen Artikeln wiederfand, lautet: Dreadlocks sind historisch ein Symbol von Abgrenzung und Widerstand einer unterdrückten, schwarzen Minderheit gegen koloniale, weiße Herrschaft, und wer sie als Weißer trägt, eignet sie sich sozusagen an (= klaut sie), ohne etwas über diese Hintergründe zu wissen. Dies verwässere zum einen die originale Bedeutung von Dreadlocks und stellt zum anderen einen Akt von „freundlichem Kolonialismus“ dar, der wiederum für Schwarze beleidigend sei. Einige Autoren verbanden damit die direkte oder indirekte Forderung : Leute, schneidet eure Dreads ab oder lasst es gleich sein.

Ungeachtet aller historischen Diskurse und Argumente war mein erstes und stärkstes Gefühl angesichts der Forderung, keine Dreadlocks zu tragen: Niemand hat mir vorzuschreiben, wie ich auszusehen habe. Dass genau das in diesen Artikeln verlangt wird, empfand ich als übergriffig, vor allem, weil es Forderungen sind, die sich auf den eigenen Körper beziehen. Weiterlesen

Indische Beobachtungen 3 – Multireligiösität, Hautbleichung und Gewichtszunahme-Produkte

Indische Beobachtungen

Multireligiösität

In Deutschland gibt es ja immer noch viele Menschen, die bei einem Satz wie „Der Islam gehört zu Deutschland“ empört nach Luft schnappen und die nächste Blödiga-Demo starten, sobald sie ein Minarett sehen. In diesem Punkt hat Indien Deutschland wirklich etwas voraus, denn insbesondere in Südindien leben Hindus, Muslime, Christen, Sikhs und Jains völlig selbstverständlich nebeneinander, und zwar im ganz buchstäblichen Sinne: Einmal habe ich tatsächlich eine Moschee gesehen, die direkt neben einer christlichen Kirche stand – in Deutschland unvorstellbar! Ich habe sogar hin und wieder Sticker und kleine Schreine gesehen (z.B. in Bussen), auf denen Jesus, Krishna/Ganesh und die Kaaba/eine Moschee friedlich nebeneinander dargestellt waren.

Ein kleiner Schrein mit Ganesh, Jesus und der Kaaba, fotografiert in einem Bus

Ein kleiner Schrein mit Ganesh, Jesus und der Kaaba, fotografiert in einem Bus

Ich finde das bemerkenswert, denn in Indien gibt es aufgrund des endlosen Konflikts mit Pakistan (siehe Kashmir) leider immer wieder mal terroristische Anschläge mit islamistischen Hintergrund. Angesichts dessen geht man nach meiner Wahrnehmung in Indien ziemlich locker mit dem Nebeneinander so vieler Religionen um. Weiterlesen