Kurz-Defintion: Equalismus ist ein umfassender, inkludierender Begriff für die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit, egal für welches Geschlecht oder welche sexuelle Identität.
Beim Wort „Feminismus“ zucken immer noch viele Menschen zusammen – zu Unrecht, denn dabei handelt es sich um eine Bewegung, die diese Welt definitiv zu einem besseren und gerechteren Ort gemacht hat, nicht nur für Frauen, sondern für alle Menschen. Sowohl von Männern als auch von Frauen wird der Begriff Feminismus zum Teil aber mit stereotypen Negativ-Klischess verbunden. Vielleicht ist ein neuer Begriff wie „Equalismus“ vonnöten, welcher die gleiche, diskriminierungsfreie Behandlung für alle Menschen egal welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Identität bezeichnen könnte.
Ein solcher Begriff scheint mir tatsächlich nötig zu sein, um das Projekt Geschlechtergerechtigkeit stärker voranzutreiben, denn diese wird sich nicht umsetzen lassen, wenn die Hälfte der Menschheit, also die männliche, sich nicht daran beteiligt. Viele Männer denken, Feminismus sei halt „was für Frauen“, mit dem sie sich nicht beschäftigen müssen, spricht man hingegen von „Equalismus“, ließen sich gewiss mehr Männer mit ins Boot holen.
Auf der anderen Seite könnte ein Begriff wie Equalismus auch jene Frauen für das Projekt Geschlechtergerechtigkeit aktivieren, die sich unter Feminismus eine unzeitgemäße und verbissene Ideologie vorstellen. Ein Nachteil von „Equalismus“ ist allerdings, dass der Begriff sehr allgemein ist und leicht ins Beliebige kippen könnte.
Kein Ersatz für „Feminismus“, sondern ein inkludierender Begriff
Wohlgemerkt: Es geht mir nicht darum, „Feminismus“ durch „Equalismus“ zu ersetzen, da die Belange von Frauen – ebenso wie die von Schwulen, Lesben oder Transsexuellen – immer gesondert und spezifisch betrachtet werden müssen. Es wäre nicht im Sinne von Mehrsprech, Wörter abzuschaffen, vielmehr fände ich es gut, wenn mehr Begriffe für die jeweiligen Personengruppen und ihre Interessen verwendet würden.
Es ist ohnehin nicht möglich, die Verwendung oder Nichtverwendung bestimmter Wörter vorzuschreiben – das entscheiden allein die Sprecherinnen und Sprecher selbst. Dafür muss zunächst aber ein Angebot an Begriffen existieren, an dem man sich orientieren und aus dem man auswählen kann. Und ein wirklich übergreifender, umfassender Begriff für die Gleichbehandlung aller Geschlechter und sexueller Identitäten ist in diesem Angebot derzeit nicht vorhanden.
NACHTRAG vom 26.7.2015:
Ich hatte vor kurzem eine längere Diskussion mit einem Freund, bei der es um Feminismus, Equalismus und die Frauenquote ging: Er war absolut gegen eine Frauenquote, unter anderem, weil diese Maßnahme zu viel Unfrieden zwischen den Geschlechtern stifte. Er nannte mir mehrere Beispiele aus dem Wissenschaftsbetrieb, in dem eigentlich qualifiziertere Männer durch eine Frauenqute benachteiligt wurden. Am interessantesten fand ich dabei seinen Kritikpunkt, dass durch Maßnahmen wie die Frauenquote Männer unnötig gegen Feminismus aufgebracht würden, auch wenn diese eigentlich für mehr Geschlechtergerechtigkeit seien.
Das ganze Thema hat eine derartige Aversion in ihm geweckt, dass er erklärte, absolut nachvollziehen zu können, dass sich immer mehr Männer Männerrechtsbewegungen anschließen würden (welche Gruppen er dabei genau gemeint hat, haben wir im Gespräch nicht weiter vertieft; es gibt ein großes Spektrum von Männer- und Männerrechts-Bewegungen, darüber kann ich an dieser Stelle keine weitere Aussagen tätigen).
Ohne Unfrieden geht es nicht
Mich hat vor allem die Heftigkeit seiner Kritik erstaunt, da mir diese etwas unmäßig vorkam: Frauen werden seit Jahrtausenden untedrückt und man wundert sich, dass sie nicht längst mehrere blutige Revolutionen gestartet haben, während Männer erst seit kurzem mit vergleichweise harmlosen Forderungen wie der Frauenquote konfrontiert werden und daraufhin sofort auf die Barrikaden gehen.
Es ist leider nötig, dass auch Männer einmal merken, dass sie etwas vom Kuchen abgeben müssen. Das bekommt man allein mit freundlichen Bitten nicht hin, dazu sind spürbare politische Forderungen wie die Frauenquote nötig. Und dass Geschlechtergerechtigkeit nicht ohne Verteilungskämpfe und Unfrieden zu erreichen sein wird, sollte auch klar sein, denn der bisherige „Frieden“ zwischen den Geschlechtern basiert schließlich nur auf der stummen Duldung zahlloser Ungerechtigkeiten.
Bessere PR für Feminismus?
Die Diskussion schlug dann noch eine andere Richtung ein: Mein Freund bezeichnete sich ebenfalls als Equalist und lehnte den Begriff Feminismus ab, da dieser in seinen Augen eben die Männer nicht mitnehme und konfrontativ statt inklusiv sei. Auch dieser Ruf nach „Mitnahme“ beim feministischen Projekt erscheint mir etwas seltsam, denn bislang haben Männer ja nicht viel Interesse an Geschlechtergerechtigkeit gezeigt – nun wollen sie plötzlich mitgenommen werden, wo sie sehen, dass die andere Hälfte der Menschheit ein paar mehr Privilegien haben möchte.
Mein Freund ist für mehr Geschlechtergerechtigkeit, meinte aber, Feminismus bräuchte eine bessere PR, und dafür sei der klischeebehaftete Begriff „Feminismus“ mittlerweile schlecht geeignet. Auf den ersten Blick fand ich das plausibel, diesen Gedanken hatte ich auch, als ich diesen Artikel ursprünglich geschrieben hatte. Die Sache hat nur einen Haken: Der Begriff „Equalismus“ mag zwar gute Feminismus-PR für Männer sein, aber ist er das auch für Frauen? Ich fürchte, es wäre eher ein schlechtes Signal an Frauen, den einen Begriff durch den anderen zu ersetzen und alles nur noch equalistisch zu betrachten.
Entscheidend ist, dass „Equalismus“ in erster Linie ein feministischer Begriff ist, denn natürlich geht es bei Equalismus vor allem um mehr Gerechtigkeit für Frauen. Ja, auch Männer leiden unter gewissen Benachteiligungen, aber diese sind im Vergleich zu dem Leid, das Frauen tagtäglich auf der Welt erfahren, um ein Vielfaches geringer. Daher lehne ich den Begriff Feminismus auch nicht ab, denn er legt den Finger in die Wunde, während „Equalismus“ das Risiko brigt, dass durch ihn die Probleme von Männern und Frauen als gleich betrachtet werden, wodurch die Benachteiligung der Frauen marginalisiert werden könnte.
„Und dass Geschlechtergerechtigkeit nicht ohne Verteilungskämpfe und Unfrieden zu erreichen sein wird, sollte auch klar sein, denn der bisherige „Frieden“ zwischen den Geschlechtern basiert schließlich nur auf der stummen Duldung zahlloser Ungerechtigkeiten.“
äh.. was? – Equalismus bestrebt doch genau diese Geschlechtergerechtigkeit, aber durch das Abschaffen der geschlechtsspezifischen Gruppenidentitäten (durch Elimination der Wahrnehmung von Geschlechterunterschieden). Was bitteschön soll ein „Kampf der Geschlechter“ denn bringen? Ich empfinde dies überhaupt nicht als anstrebens- oder begrüssenswerten Zustand.
Das Grundproblem ist doch genau das wir-gegen-die-andern Denken: dass man sich aufgrund seines Genders einer Gruppe zugehörig fühlt, und meint, man müsse die Interessen der eigenen Gruppe gegen diejenigen der andern verteidigen. Man sieht dieses beknackte Verhalten bei Feministinnen wie bei Männerrechtlern. Dieses Pattern ist aber eigentlich viel allgemeiner und für jegliche Gruppenkonflikte verantwortlich. Das Problem ist die Abrenzung und Wahrnehmung der Gruppen per se.
Wann merken die Menschen endlich, dass diese Gruppenzugehörigkeit total beliebig ist? Und dass sie mit unserer geistigen Kapazität und unserer Menschlichkeit eigentlich leicht überwindbar wäre? Dass Menschen mit ihren verschiedensten „Gruppenzugehörigkeiten“ eigentlich viel mehr verbindet, als sie unterscheidet?
Auch ich habe kein Interesse an einem „Kampf der Geschlechter“, das ist ja auch nicht das angestrebte Ziel von Feminismus und Equalismus. Die Frage ist aber, wie man Geschlechtergerechtigkeit erreichen soll? Der erste Schritt dazu ist, dass die bislang diskriminierte Gruppe diese Diskriminierung deutlich anprangert und Gleichbehandlung fordert, was auch eine Umverteilung von Rechten und Privilegien miteinschließt. Natürlich sieht das auf den ersten Blick wie ein Kampf der Geschlechter aus, aber es ist ein leider notwendiger Schritt, damit die andere Seite sich überhaupt des Problems bewusst wird, das von ihr verursacht wird. Wenn eine unterdrückte Gruppe nie etwas gegen ihre Unterdrücker sagt, wie soll sich dann an dieser Unterdrückung je etwas ändern?
Das ist natürlich nur ein Schritt hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, parallel zur Konfrontation muss es auch immer Kooperation geben.
Sie sagten, stattdessen müssten die geschlechtsspezifischen Gruppenidentitäten verschwinden. Ich denke, Gruppenidentitäten dürfen ruhig erhalten bleiben, solange man sich freiwillig für sie entscheiden kann. Es ist ein absolut menschliches Grundbedürfnis, sich in Gruppen zusammenzufinden und von anderen abzugrenzen. Daraus entstehen natürlich zahlreiche Konflikte, aber eben auch enorm viel Kooperation. Und Abgrenzung muss ja nicht immer agressiv passieren.
Unsere Welt ist voll von verschiedenen (Sub)Kulturen, Religionen, politischen Strömungen und Identitäts-Gruppen und diese Vielfalt konnte nur durch Gruppenbildung und Abgrenzung geschehen (wobei man unterscheiden muss, ob man sich freiwillig einer Gruppe anschließt oder ob einem die Zugehörigkeit zu einer Gruppe aufgezwungen wird, denn das nivelliert letzlich individuelle Identitäten).
Worauf man hinarbeiten muss, ist, dass sich diese Gruppen vertragen und sich trotz ihrer Unterschiede gegenseitig als Menschen mit den gleichen Grundrechten behandeln. Mein Ideal ist natürlich, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Geschlecht, Nation, Hautfarbe, etc.) nicht das bestimmende Identitätsmerkmal ist, das von der Außenwelt wahrgenommen wird, sondern dass Menschen schlicht als sie selbst wahrgenommen werden, mit all ihren individuellen Eigenschaften. Dass Menschen unterschiedlich sind, macht die Vielfalt unserer Gesellschaft aus, aber Unterschiede sind kein Grund, andere zu diskriminieren oder sie in Gruppen hineinzuzwingen. Ich träume von einer Welt, in der die Unterschiede zwischen Menschen schlicht als Vielfalt angesehen werden, und nicht als Vorwand für Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Hi, ich möchte hier mal ganz ehrlich und unverfänglich meine Meinung über Feminismus und Equalismus kundtun und damit auch an den Eintrag anknüpfen.
Primär vorausgeschickt (es könnte ein Angriffspunkt werden und so eine Angriffsfläche sei zu unterbinden), ich bin ein Mann, großgezogen von einer alleinerziehenden Mutter, arbeite in einem internationalen (multikulturellen) Unternehmen und – am wichtigsten – bin Equalist.
Ich kann die Einwände deines Freundes zum Teil verstehen und möchte auch an deiner Gegenargumentation andocken.
Zuallererst: Feminismus setzt sich ja für die Gleichberechtigung der Frau gegenüber dem Mann ein und versucht Ungerechtigkeiten jeder Art zu beseitigen. Das ist schön und gut, aber ganz ehrlich, es ist ein sehr exklusives Verfahren, dass im Feminismus praktiziert wird. Es sind Frauen und (zu selten auch Männer), die gegen patriarchalische Strukturen arbeiten. Prinzipiell nicht schlecht.
Meine Frage aber: Was ist mit Homosexuellen (f/m)?
Was ist mit Menschen anderer Hautfarbe?
Was ist mit Menschen anderer Religion? Was ist mit Menschen mit Geschlechtsumwandlungen? Was ist mit allen ethnischen Minderheiten? Diese Menschen werden zu großen Teilen exkludiert. Equalismus beschäftigt sich damit, ALLEN Menschen (ungeachtet irgendeiner Individualität seitens Hautfarbe, Religion, Sexualität, Geschlecht, Kaste, egal was) die gleichen Rechte und auch Pflichten aufzutragen. Das soll also jeglicher Diskriminierung vorbeugen und ein aufgeklärtes Weltbild schaffen. Rassismus, Sexismus, Xenophobie oder Homophobie sind mit einem equalistischen Weltbild schlicht passé. Es ist nämlich plötzlich egal, welche äußerlichen Merkmale eine Person hat oder an was sie glaubt, was sie sexuell anziehend findet, es ist nur noch wichtig ein friedliches Miteinander anzustreben.
Mathematisch gesehen ist Feminismus also ein Teil der größeren Gruppe Equalismus, weil er sich in einer Teilmenge mit dem Equalismus überschneidet. Es ist also nur sinnvoll, Equalismus als nächsthöhere Gruppe, oder auch als nächste evolutionäre Stufe anzusehen und nicht darauf rumzureiten, dass der Fokus von den Rechten der Frauen wegrückt, auf die Rechte aller ungerecht behandelter Menschen. Eine weiße, christiliche Frau ist z.B. (fast überall in der westlichen Welt) besser gestellt, als eine schwarze, muslimische Frau. Ist das gerecht? Ich denke nicht. Warum sollten wir also dabei aufhören, nur Frauen endlich gerecht zu behandeln, warum sollen wir nicht auch andere Gruppen mit dem nötigen Respekt behandeln? Equalismus legt keinen, ich betone KEINEN, Wert auf Marginalisierung Frauenfeindlicher Klischees, Rollenbilder und Einstellungen, sondern legt den Wert darauf, die Stufe weiter auf der logischen Leiter zu erklimmen und ALLE Feindlichkeiten, Klischees, Rollenbilder und Vorurteile zu eliminieren. Wer Equalismus nicht als den Sinn des Wortes Equal = Gleich im Sinne von: „Wir sind ALLE gleichberechtigt“ versteht, versteht den Sinn einer Gleichheit nicht.
Und zu deiner Aussage, du fändest den Ruf nach „Mitnahme“ „seltsam“: Ich dachte ernsthaft, ich habe mich gerade verlesen. Warum werde ich als Mann pauschal von deinem Weltbild einer männerdominierten Welt bevorurteilt? Laut deiner Argumentation müsste ich bei allen Entscheidungen zum Thema Feminismus am Rande stehen und alles abnicken. Das ist ein Matriarchat, widerspricht damit dem Feminismus, dem Equalismus und ganz besonders dem Menschenverstand. Ich als Mann möchte mich dafür einsetzen können, die Vorstellung einer gleichberechtigten Frau mitzutragen und meinen bescheidenen Teil dazu beitragen können. Wenn du mir diese Mithilfe verwehrst, schneidest du damit nicht nur dir, sondern auch allen anderen Frauen ins eigene symbolische Fleisch, weil du den Feminismus und Equalismus behinderst. Wir wollen nicht „mitgenommen“ werden (gut, manche wollen nicht mal dabei sein), wir stehen für eine Gleichbehandlung aller Geschlechter. Und nein, Equalismus ist kein in erster Linie feministischer Begriff, er ist ein in erster Linie humaner Begriff, der sich als nicht bevorzugend beurteilt. Equalismus ist eine Annäherung an die Objektivät und somit in einer aufgeklärten Gesellschaft als erstrebenswert anzusehen.
BTW: Es gibt einen Grund für die hitzige Debatte um die Frauenquote, nämlich genau den der Diskriminierung. Viel einfacher ist ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren, dass die Vorsondierung anhand von Geschlechtsmerkmalen ausschließt. Ein solches ist bereits im Einsatz, es verhindert einem Arbeitgeber Informationen über: Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Alter und etwaige Kinder. Und es funktioniert.
Das Feminismus exklusiv ist, empfinde ich nicht so. Zunächst mal ist es völlig legitim, für die Rechte der eigenen Gruppe zu kämpfen, wenn diese unterdrückt wird. Zum anderen geht es modernen Feministinnen und Feministen nicht auschschließlich darum, Frauen besser zu stellen, sondern eben um Geschlechtergerechtigkeit. Durch ihre Beschäftigung mit der Unterdrückung des eigenen Geschlechtes haben Feministinnen auch mitbekommen, dass Männer ebenfalls unter Benachteiligungen zu leiden haben und thematisieren das auch.
Zum Begriff Feminismus: Man(n) muss auch einfach mal der historischen Entwicklung Respekt schulden. Feminismus existiert seit über 100 Jahren und hat diese Welt enorm verbessert. Und es waren Feministinnen und Feministen, die sich als erstes mit Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt haben, auch für Männer, Schwule und Lesben. Im Feminismus werden diese Themen am meisten diskutiert. Den Begriff einfach durch einen anderen zu ersetzen, wird daher nicht zu Unrecht als Marginalisierung verstanden.
Demgegenüber ist Equalismus für mich bislang nur ein komplementärer Begriff, der einfach keine gleichartige Geschichte und soziale Spannkraft wie Feminismus besitzt. Googelt man mal danach, findet man nicht viel, der Begriff ist noch in einer Findungsphase. Und leider habe ich das Gefühl, dass er oft vor allem in Opposition zu Feminismus gebraucht wird.
Zudem gibt es nicht „den“ Feminismus, es gibt enorm viele Strömungen und viele davon entsprechen letzlich dem, ich als Equalismus bezeichne.
Mit deinem Verständnis von Equalismus habe ich ein bisschen Probleme, weil es so umfassend ist: Ich würde das eher als Humanismus bezeichnen.
Natürlich will ich, dass Männer auch mitgenommen werden. In meinem Text äußerte ich ja nur, dass ich es „seltsam“ finde, dass dieser Wunsch nach Mitnahme erst dann bei Männern aufzukommen scheint, wenn sie merken, dass sie fairerweise was vom Kuchen abgeben müssen (insofern funktioniert der konfrontative Ansatz durchaus). Das ist nur eine Beobachtung, keine Ablenung von Mitnahme.
Auch ich bin übrigens auch für anonyme Bewerbungen. Die Frauenquote bezieht sich ja vor allem auf Führungspositionen. Ich weiß nicht, ob da so viel mit Bewerbungen gearbeitet wird, ohne dass sich die Identität der Bewerberinnen und Bewerber geheim halten lässt.
Equalismus finde ich da einen deutlich gelungeneren Begriff.
Die Sprache des Feminismus ist in sich selbst Männerfeindlich bzw. -verachtend.
Meine Argumente für diese These ist:
-> Alles was positiv dargestellt wird, wird mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht.
Bspw.: Feminimsus (lat. femina = Frau)
-> Alles was Böse und Schlecht dargestellt wird, wird mit männlichen Begriffen versehen.
Bspw.: Patriarchat
Das der Feminismus nicht nur wertvolle Errungenschaften für die Menschheit geleistet hat, sondern auch Männerverachtung beheimatet, beziehe ich aus meiner persönlichen Erfahrung. Ich bin viele Jahrzehnte mit den Frauen, für die Frauen auf die Strasse gegangen. Frauen, die Männer verachtet haben, gab es da schon immer. Meiner Erfahrung nach waren das aber Ausnahmen und nicht die Mehrheit. Seit dem Jahr 2019 distanziere ich mich jedoch von all dem, da das ganze meiner Meinung nach gekippt ist. Die Anzahl der Frauen, die Männer missachten und verachten hat zu sehr zugenommen. Bei einer Demonstration im Jahre 2019 erlebte ich etwas, wo mir ganz anders wurde. Die Rednerin rief zum Kampf gegen Menschen mit degeneriertem X-Chromosom auf, worauf die Menge von Frauen anfing zu „grölen“. Auch wenn das anders klingt, wenn Frauen „grölen“, so ist der Begriff sehr passend dafür um die Wirkung zu beschreiben.
Da wurde mir ganz anders und ich verließ die grölende Menge, da ich Angst bekam. Da wird zum Kampf gegen Menschen mit meinen genetischen Merkmalen aufgerufen und dann grölt die Menge? Da komme ich heute noch nicht mit klar. In der Zeitung liest man da bei anderen Demos mildere Worte.
In der Zeitung „Schweiz am Wochenende“ liest man da zum Frauenstreik, das krankhaftes Verhalten scheinbar auf dem Y-Chromosom verortet zu sein scheint.
Ich erinnere mich noch an die Propaganda der Nationalsozialisten, die wir in der Schule durchnamen. In einem Artikel waren beispielsweise mehrere Juden abgebildet, wie sie lachen. Unterschrift war: „So lacht der Jude.“
Wenn man das miteinander vergleicht, dann darf da jeder seine Meinung haben.
Es geht mir dabei nicht darum Frauen schlecht dastehen zu lassen. Im Gegenteil. Ich sehe die Gefahr, das diese Frauen ein bestimmtes Bild über den Feminismus und die Frauenbewegung prägen. Woher sonst kommen denn dann die ganzen negativen Assoziationen zum Begriff „Feminismus“. Da hat es viele schlechte, teils extreme, Erfahrungen mit bestimmten Frauen gegeben. Ich sehe die Gefahr, dass dann alle Frauen für das Verhalten dieser Frauen zur „Rechenschaft“ gezogen werden. Der Femismus wird unter anderem als „identitäre Bewegung“ wahrgenommen. Diese Begrifflichkeit möchte ich jedoch nicht als Diffamierung falsch verstanden haben. Es geht mir darum aufzuzeigen, das man diese Bewegung als eine Art Identität mitunter wahrnimmt, wie wir sie aus der Identitätspolitik her kennen. Frau sein wird mit der „Idenität“ des Feminismus gleichgesetzt. Wenn im Feminsmus, in dieser „Identität“ etwas männerfeindliches oder gar Männerverachtendes auftaucht, dann wird das mit den Frauen generell in Verbindung gebracht. Ich habe die Sorge, das sich daraus Dynamiken entwickeln, die wir Menschen eigentlich nicht wollen. Ich hoffe nicht, das sich wie damals in Deutschland die eine Gruppe/Identität als Opfer gegenüber dem „Patriarchat der Juden/Männer“ sieht und dann die andere Gruppe einen Schritt zuvor kommen will und aus „Selbstschutz & Co“ den Krieg erklärt.
Ich hoffe das dieser Blickwinkel den ein oder anderem weiter hilft. Gerne darf man da auch ganz anderer Meinung sein / eine andere Sichtweise haben.
Durch die verschiedenen Blickwinkel können wir unseren eigenen blinden Fleck überwinden und uns erst weiterentwickeln.