Mehrsprech – „Datenethik“

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Kurz-Definition: „Datenethik“ verdeutlicht komplementär zu „Datenschutz“ die Wichtigkeit der persönlichen Verantwortung für die eigenen Daten, abseits gesetzlicher Bestimmungen

Unsere persönlichen Daten sind ein kostbares Gut: An ihnen hängt unsere Identität, unsere Privatsphäre, unsere Meinungsfreiheit. Wer sie besitzt, kann uns verfolgen, profilen, unser Verhalten beeinflussen und Macht über uns ausüben. Dennoch wird Datenschutz noch immer von vielen Personen als unwichtig angesehen (siehe Post-Privacy-Spackeria) und von staatlicher Seite angegriffen (siehe den derzeitigen Versuch von CDU und SPD, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen). Es reicht nicht mehr, nur über Datenschutz zu sprechen – wir brauchen eine „Datenethik“.

2011 veröffentlichte Benjamin Siggel von der Piratenpartei ein „Datenethisches Manifest“, das versuchte, mehrere Maximen zum Umgang mit den eigenen Daten im Internet und der Öffentlichkeit zu formulieren. Darin fanden sich unter anderem Grundsätze zur Datensparsamkeit, Versatzstücke der Hacker-Ethik („Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“) aber auch Grundsätze wie „Verzeihe, wo du nicht vergessen kannst“ – da sich heutzutage nicht immer verhindern lässt, dass private Daten öffentlich werden, und dies nur selten wieder rückgängig gemacht werden kann, müssen wir auch eine neue Form von Nachsichtigkeit gegenüber den Betroffenen erlernen. Weiterlesen

Mehrsprech – „Major Consensus Narrative“

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Kurz-Definition: Der Major Consensus Narrative ist das, was die Mehrheit der Gesellschaft für die Wahrheit über Ereignisse, Personen oder Sachverhalte hält – nicht immer übereinstimmend mit dem, was wirklich passiert ist

Eskimos haben 100 Wörter für Schnee, Ärzte schwören auf den hippokratischen Eid, Hexenverfolgungen waren ein Phänomen des Mittelalters – drei Ansichten, die in der Mehrheit der Bevölkerung weit verbreitet sind. Dass sie nicht stimmen, ist nicht so wichtig, denn dafür sind es einfach zu gute Geschichten, die hervorragend in unser Weltbild passen. Alle drei Geschichten sind Beispiele für den „Major Consensus Narrative“ (MCN), also der Narrativ bzw. die Geschichten, über die in der Mehrheit einer Gesellschaft Konsens darüber herrscht, dass sie wahr sind. Weiterlesen

Neusprech – Wie man ohne Argumente überzeugt

Neusprech – Wie man ohne Argumente überzeugt

Was sich hinter Wörtern wie „Finanzindustrie“ oder „grundrechtsschonend“ verbirgt, ab wann ein Wort eigentlich Neusprech ist und ob wir unsere eigenen Kampfbegriffe erfinden müssen.

Ich hab da so ’ne Theorie: Durch Sprache kann das politische Denken von Menschen manipuliert werden. Zugegeben, dass ist weder eine besonders neue noch besonders originelle Aussage, aber sie beschreibt im Wesentlichen das, was das Wort „Neusprech“ auszudrücken versucht. Da ich mich in meinen bisherigen Essays immer wieder auf diesen etwas ominösen Begriff bezogen habe, hielt ich es für angemessen, ihm einmal einen eigenen Blogpost zu widmen.

Arbeitsdefinition: „Neusprech“ ist ein vor allem im Umfeld von Netzaktivisten, Podcastern und Bloggern gebrauchter Begriff, der in abwertender Weise einzelne Wörter bis hin zu ganzen Rede-Strategien kritisiert, welche von Politikern, Lobbyisten oder Wirtschaftsvertretern verwendet werden, um für die Bevölkerung nachteilige Vorhaben oder Entscheidungen zu legitimieren oder als wünschenswert erscheinen zu lassen. Weiterlesen