Podcaster Porträt – Freakshow

Podcaster Porträt - Freakshow

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Mit diesem Comic findet meine Serie von Podcaster Porträts ihren vorläufigen Abschluss: Freakshow (ehemals „Mobile Macs“) gehört zu den meistgehörten deutschen Tech-Podcasts, und sogar ich höre ihn sehr gerne, obwohl ich mit Tech-Podcasts eigentlich nichts anfangen kann.

Tatsächlich wundere ich mich immer wieder, warum ich (als Apple-Nichtuser) Freakshow so gerne höre: Fünf bis sechs Nerds diskutieren bis zu fünf Stunden lang über Computer, IPhone-Features und Preise für Bitcoin-Pizzas und reißen Informatiker-Insider-Gags. Dennoch – die Chemie zwischen Tim, Denis, hukl, Roddi und Clemens ist brilliant, und es macht einfach nur Spaß, sich die Wortgefechte zwischen den fünf anzuhören, selbst wenn man inhaltlich nur Bahnhof versteht. Für mich hat Freakshow tatsächlich den Charakter des täglichen Frühstücksradios angenommen. PS: Der neue JIngle erreicht für mich zwar nicht die Klasse des alten aus Mobile Macs-Zeiten (einer der besten Podcast-Jingles überhaupt), dafür hat Freakshow derzeit den wohl schönsten Outro-Jingle hierzulande.

Es hat erstaunlich wenig Arbeit gekostet, die Gesichter zu zeichnen (auch wenn ich mit Clemens mangels Foto-Vorlagen nicht wirklich zufrieden bin). Am längsten hat definitiv Roddi gedauert, hukl und Denis hatte ich nach zwei Anläufen fertig. Wer findet all die rätselhaften Anspielungen, die Leonardo da Wenk in diesem Bild versteckt hat…?

Mehrsprech – „Datenethik“

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Kurz-Definition: „Datenethik“ verdeutlicht komplementär zu „Datenschutz“ die Wichtigkeit der persönlichen Verantwortung für die eigenen Daten, abseits gesetzlicher Bestimmungen

Unsere persönlichen Daten sind ein kostbares Gut: An ihnen hängt unsere Identität, unsere Privatsphäre, unsere Meinungsfreiheit. Wer sie besitzt, kann uns verfolgen, profilen, unser Verhalten beeinflussen und Macht über uns ausüben. Dennoch wird Datenschutz noch immer von vielen Personen als unwichtig angesehen (siehe Post-Privacy-Spackeria) und von staatlicher Seite angegriffen (siehe den derzeitigen Versuch von CDU und SPD, die Vorratsdatenspeicherung einzuführen). Es reicht nicht mehr, nur über Datenschutz zu sprechen – wir brauchen eine „Datenethik“.

2011 veröffentlichte Benjamin Siggel von der Piratenpartei ein „Datenethisches Manifest“, das versuchte, mehrere Maximen zum Umgang mit den eigenen Daten im Internet und der Öffentlichkeit zu formulieren. Darin fanden sich unter anderem Grundsätze zur Datensparsamkeit, Versatzstücke der Hacker-Ethik („Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“) aber auch Grundsätze wie „Verzeihe, wo du nicht vergessen kannst“ – da sich heutzutage nicht immer verhindern lässt, dass private Daten öffentlich werden, und dies nur selten wieder rückgängig gemacht werden kann, müssen wir auch eine neue Form von Nachsichtigkeit gegenüber den Betroffenen erlernen. Weiterlesen

Tausend Nischen sind ein Grand Canyon

Tausend Nischen sind ein Grand Canyon

Warum wir uns derzeit in der dritten Welle des Podcastings befinden, wieso wir Anarchismus genauso brauchen wie Professionalität, und weshalb Podcasts es nicht nötig haben, zum Massenmedium zu mutieren

Ich höre und mache Podcasts seit langem, bin immer wieder erstaunt über die vielen Formate, die es zu entdecken gibt, und erfreue mich regelmäßig an ihrer Tiefe, ihren Spezialthemen, ihrem Unterhaltungs- und Informationswert. Eigentlich, so dachte ich, läuft alles gut im Podcast-Land.

Umso überraschter war ich, als ich vor zwei Wochen über einen Spiegel Online-Artikel stolperte, der ein erstaunlich negatives Bild der aktuellen Podcast-Szene in Deutschland zeichnte: „Alles bekommt im Internet seine 15 Minuten Ruhm – nur nicht Audio. Zehn Jahre nach der Erfindung stecken Podcasts in der Nische fest“ so die These von Ole Reißmann. Das liege unter anderem an der mangelnden Vielfalt, der Dominanz von männlich geprägten Technik-Podcasts, der Konkurrenz durch das Qualitäts-Programm der Öffentlich-Rechtlichten Sender und stundenlange Laber-Podcasts, die potenzielle Hörer abschrecke.

Man muss sich zunächst jedoch fragen, von welcher Vorstellung von Podcasts der Autor eigentlich ausgeht? Letztlich läuft es darauf hinaus, Podcasts mit Massenmedien zu vergleichen und im Fehlen eines großen Massenpublikums ein Defizit zu sehen. Weiterlesen

Podcaster Porträt – Frank und Fefe (Alternativlos)

Podcaster Porträt - Alternativlos

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Bei kaum einem Podcast fiebere ich den neuen Folgen derart entgegen, wie bei Alternativlos: Frank und Fefe bereiten mir regelmäßig Erkenntnisse über die Welt, bei denen mir einfach die Kinnlade runterfällt. In herrlich verschwörerischem Ton werden hier Hintergründe und abstrakte Zusammenhänge fachkundig erklärt und die eigene Realität neu gebootet. Alternativlos gehört zu den Podcasts, die ich möglichst am Stück hören will, daher reserviere ich mir dafür meist einen langen Spaziergang.

Mehrsprech – „Major Consensus Narrative“

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Kurz-Definition: Der Major Consensus Narrative ist das, was die Mehrheit der Gesellschaft für die Wahrheit über Ereignisse, Personen oder Sachverhalte hält – nicht immer übereinstimmend mit dem, was wirklich passiert ist

Eskimos haben 100 Wörter für Schnee, Ärzte schwören auf den hippokratischen Eid, Hexenverfolgungen waren ein Phänomen des Mittelalters – drei Ansichten, die in der Mehrheit der Bevölkerung weit verbreitet sind. Dass sie nicht stimmen, ist nicht so wichtig, denn dafür sind es einfach zu gute Geschichten, die hervorragend in unser Weltbild passen. Alle drei Geschichten sind Beispiele für den „Major Consensus Narrative“ (MCN), also der Narrativ bzw. die Geschichten, über die in der Mehrheit einer Gesellschaft Konsens darüber herrscht, dass sie wahr sind. Weiterlesen

Mehrsprech – Wörter als Werkzeuge

Mehrsprech

Wie man per Sprache in die Zukunft reisen kann, warum wir neue Begriffe für namenslose Phänomene brauchen und wie man mit Wörtern Unsichtbares sichtbar macht

Ich hab da so ’ne Theorie: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Das Zitat stammt natürlich nicht von mir, sondern von Ludwig Wittgenstein, aber besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Und wie das nun mal so ist, wenn man irgendwo über kluge Zitate und treffende Aphorismen stolpert, man denkt sich: „Das muss ich mir unbedingt merken oder irgendwo aufschreiben!“ Immer wieder begegnen uns solche weisen, originellen und wichtigen Gedanken, die uns entscheidende Erkenntnisse und Einsichten über uns selbst und die Welt verraten. Oft genug bedarf es aber nicht einmal eines Satzes, sondern nur eines Wortes, um uns eine neue Erkenntnis oder – was noch entscheidender ist – einen neuen Namen für etwas geben, das wir zuvor nie ganz verstehen und benennen konnten. Wem schoss bei der Entdeckung eines solchen Wortes nicht schon einmal der Gedanke durch den Kopf: „Das habe ich schon so oft gedacht, aber mir fehlte immer ein Wort dafür!“ Weiterlesen

Neusprech – Wie man ohne Argumente überzeugt

Neusprech – Wie man ohne Argumente überzeugt

Was sich hinter Wörtern wie „Finanzindustrie“ oder „grundrechtsschonend“ verbirgt, ab wann ein Wort eigentlich Neusprech ist und ob wir unsere eigenen Kampfbegriffe erfinden müssen.

Ich hab da so ’ne Theorie: Durch Sprache kann das politische Denken von Menschen manipuliert werden. Zugegeben, dass ist weder eine besonders neue noch besonders originelle Aussage, aber sie beschreibt im Wesentlichen das, was das Wort „Neusprech“ auszudrücken versucht. Da ich mich in meinen bisherigen Essays immer wieder auf diesen etwas ominösen Begriff bezogen habe, hielt ich es für angemessen, ihm einmal einen eigenen Blogpost zu widmen.

Arbeitsdefinition: „Neusprech“ ist ein vor allem im Umfeld von Netzaktivisten, Podcastern und Bloggern gebrauchter Begriff, der in abwertender Weise einzelne Wörter bis hin zu ganzen Rede-Strategien kritisiert, welche von Politikern, Lobbyisten oder Wirtschaftsvertretern verwendet werden, um für die Bevölkerung nachteilige Vorhaben oder Entscheidungen zu legitimieren oder als wünschenswert erscheinen zu lassen. Weiterlesen

Filesharer sind die besseren Fans

Warum es Raubkopien gar nicht gibt, warum wir nicht mehr zur CD zurückkönnen, warum Filesharer mehr Musik kaufen als andere und wie man mit Musik Geld verdient, ohne sie zu verkaufen.

Lasst uns über Musik reden…

Zum Thema Urheberrecht und Raubkopieren ist bereits viel im Netz geschrieben worden – viel Leidenschaftliches, manch Wütendes, wenig Konstruktives. Trotz der Fülle an Artikeln, Meinungen, Offenen Briefen, Pamphleten und Kommentaren habe ich mich dennoch dazu entschlossen, dem Diskurs ein weiteres Mosaiksteinchen hinzuzufügen, da es gewisse Dinge gibt, über die bislang zu wenig geschrieben worden ist (ja, das gibts). Und seien wir ehrlich: Ein Blog ohne einen noch so kleinen Text zu Urheberrecht und Co. macht den Leser ja schon fast misstrauisch.

Zu allererst ist mir eine Eingrenzung wichtig: Nach meiner Beobachtung wird die ganze Debatte nicht nur viel zu schrill, sondern vor allem viel zu breit und mit zu wenig Sachkenntnis geführt. Zeitungsverlage werden mit Musik-Labels und Film-Konzernen gleichgesetzt, es wird ungenau zwischen Urheberrecht, Verwertungsrecht und Copyright unterschieden, Privatkopie, Filesharing und Produktpiraterie wird in einen Topf geworfen. Besonders in einer Hinsicht ist mir Differenzierung wichtig, nämlich bei den verschiedenen Kultur-Bereichen, über die wir reden: Die Debatte um Musik-Downloads – um die es mir hier in erster Linie geht und mit der ich mich am meisten beschäftigt habe – muss anders geführt werden als etwa die über Film-Downloads oder gecrackte Software und Computerspiele. In jedem Fall reden wir über andere Nutzer-Zielgruppen, andere Vertriebswege, einen anderen Kulturbereich, über unterschiedlich komplexe Produktionswege, über verschieden starke Geldflüsse und über andere Machtverhältnisse zwischen Kreativen und Verwertern. Weiterlesen