Mehrsprech – „Tiefer Staat“

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Kurz-Definition: Der „Tiefe Staat“ bezeichnet das intransparente und nicht demokratisch kontrollierte Geflecht aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung, in der die eigentliche Politik gemacht wird

„Das ist nur die Spitze des Eisbergs“, lautet ein Sprichwort. Gemeint ist damit, dass sich unter der Oberfläche der Dinge oft mehr verbirgt, als darüber. So ähnlich sieht es auch in den Regierungsstrukturen vieler modernen Demokratien aus: An der Oberfläche haben wir gewählte Parlamente, die unseren Willen durchsetzen sollen, doch wesentlich größeres Gewicht besitzt der „Tiefe Staat“, der auf informeller Ebene agiert. Weiterlesen

Studententyp No. 5 – Der/die Erstsemestler/in

Erstsemestler

Merkmale:

– hat das Gefühl, mit jedem Zuspätkommen das Studium unwiederbringlich versaut zu haben

– weiß überhaupt nicht, für welchen Text er/sie als erstes keine Zeit hat, ihn nicht zu lesen

– erheitert ältere Kommilitonen mit Aussagen wie: „Ich geb das noch schnell beim Prüfungsamt ab – länger als eine Viertelstunde sollte das ja nicht dauern.“

– sie sind die einzigen, die am letzten Tag des Semesters noch zur Uni gehen

Mehrsprech – „Mesoebene“

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Kurz-Definition: „Mesoebene“ benennt einen eigenständigen Bereich, der zwischen zwei Extremen liegt

Menschen neigen häufig dazu, in dualistischen Extremen zu denken: Gut/böse, hell/dunkel, wahr/falsch, usw. … Ein weiteres Begriffspaar dieser Art ist makro/mikro, bzw. Makroebene und Mikroebene, womit die Ebenen des sehr Großen und des sehr Kleinen gemeint sind. Ein Großteil unserer Wirklichkeit spielt sich jedoch nicht in Extremen ab, sondern in den Zwischenbereichen. Das, was zwischen Makro- und Mikroebene liegt, ist die Mesoebene (griech. „meso“ = „mittig“). Weiterlesen

Studententyp No. 4 – Der/die linke Idealist/in

Revolutionär

Merkmale:

– Rucksack wird nur von antifaschistischen Aufnähern zusammengehalten

– ist Mitglied/Gründer/in einer linken Splittergruppe, die sich von einer linken Splittergruppe abgespaltet hat

– jeder, der das Studium in der Regelstudienzeit abschließt, ist für ihn/sie Establishment

Mehrsprech – „Cool War“

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Kurz-Definition: „Cool War“ beschreibt eine neue, diffuse Art von Krieg mittels Cyberattacken und Drohnen, der praktisch nie beendet ist

Wir alle kennen den „kalten Krieg“, der bis zum Fall der Mauer zwischen Ost- und Westblock herrschte: Zwei offen verfeindete Mächte, die sich dennoch keine militärischen Kämpfe (also einen „heißen Krieg“) lieferten, sondern sich durch Spionage, Sabotage und Propaganda gegenseitig mürbe machten.

Mittlerweile haben wir den kalten Krieg überwunden, aber in welchem Zustand ist unsere Welt nun? Von Frieden kann angesichts etlicher Konflikte mit globalen Auswirkungen nicht die Rede sein, offene Kriege zwischen Staaten herrschen aber ebenso wenig. Der amerikanische Autor David Rothkopf ist der Meinung, wie befänden uns derzeit in einem „Cool War“, in dem vor allem mit Cyberangriffen á la Stuxnet sowie mit Drohnen gekämpft wird. Als erster hatte Frederik Pohl den Begriff in seinem Science Fiction-Roman „The Cool War“ von 1981 verwendet: Das Buch erzählt davon, wie sich verschiedene Staaten wegen des Mangels an fossilen Brennstoffen mit Computer-Viren bekämpfen. Weiterlesen

Mehrsprech – Wörter als Werkzeuge

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Wie man per Sprache in die Zukunft reisen kann, warum wir neue Begriffe für namenslose Phänomene brauchen und wie man mit Wörtern Unsichtbares sichtbar macht

Ich hab da so ’ne Theorie: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Das Zitat stammt natürlich nicht von mir, sondern von Ludwig Wittgenstein, aber besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Und wie das nun mal so ist, wenn man irgendwo über kluge Zitate und treffende Aphorismen stolpert, man denkt sich: „Das muss ich mir unbedingt merken oder irgendwo aufschreiben!“ Immer wieder begegnen uns solche weisen, originellen und wichtigen Gedanken, die uns entscheidende Erkenntnisse und Einsichten über uns selbst und die Welt verraten. Oft genug bedarf es aber nicht einmal eines Satzes, sondern nur eines Wortes, um uns eine neue Erkenntnis oder – was noch entscheidender ist – einen neuen Namen für etwas geben, das wir zuvor nie ganz verstehen und benennen konnten. Wem schoss bei der Entdeckung eines solchen Wortes nicht schon einmal der Gedanke durch den Kopf: „Das habe ich schon so oft gedacht, aber mir fehlte immer ein Wort dafür!“ Weiterlesen