Fantasy für Feiglinge und Gefangene

Fantasyboom erikwenk

Warum wir Fantasy der Science Fiction vorziehen, wieso unsere heutige Zeit mit den 80ern vergleichbar ist und weshalb wir die Hoffnung auf Technik aufgegeben haben.

Ich hab da so ’ne Theorie: Die gegenwärtige Popularität von Fantasy ist ein Symptom für die Angst vor der Zukunft. Das mag erst einmal etwas pathetisch klingen, aber ich kann es durchaus begründen. Inspiriert wurde ich zu diesem Blogpost übrigens von dem Film „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“, den ich vor kurzem gesehen habe und der mir noch einmal vor Augen geführt hat, welchen Stellenwert Fantasy heutzutage hat.

Zunächst mal ist Fantasy nicht erst seit kurzem sondern seit rund zehn Jahren angesagt. Als Hauptursache – was nicht ganz falsch ist – wird meist der Beginn der „Herr der Ringe“-Verfilmungen im Jahr 2001 genannt, aber es fing schon früher an. Die für mich prägende Erfahrung, durch die ich die klassische Fantasy mit all ihren Klischees lieb gewonnen habe, waren Computerspiele. Fantasy hat Computerspiele seit ihren frühesten Anfängen begleitet: Mitte der 70er hatte nicht nur Tolkien Hochkonjunktur, auch Pen & Paper-Rollenspiele wurden immer populärer. Kein Wunder, dass die von Studenten an Universitätsgroßrechnern erstellten Spiele oft Fantasy-Rollenspiele etwa nach dem Vorbild von Dungeons & Dragons waren (zu den frühesten zählen dnd (1974), Adventure (1976) und Zork (1977)). Vor allem in den 80ern wimmelte es vor Fantasy-Spielen: Ultima (1980), Wizardy (1981), The Bard’s Tale (1985), Legend Of Zelda (1986), Final Fantasy (1987), Pool Of Radiance (1988), uvm.

Anfang der 90er Jahren hingegen waren Fantasy-Rollenspiele ziemlich tot, doch Baldur’s Gate von 1998 löste eine bis heute andauernde Renaissance dieses Genres aus: Es folgte Baldurs Gate II von 2000 (das mich am meisten prägte), die Icewind Dale-Reihe (2000), die Diablo II (2000), die Gothic-Reihe (2001), Neverwinter Nights (2002),  die Dungeon Siege-Reihe (2003), Morrowind (2002) und Oblivion (2006) aus der Elder Scrolls-Reihe, der gefeierte dritte Teil von Warcraft III (2002) und das nicht minder gefeierte World of Warcraft (2004). Mindestens letzter Titel dürfte auch einer breiten Öffentlichkeit ein Begriff sein. Weiterlesen

Die fünf Arten von Autoren

Warum manche Kinderbücher besser sind als „ernsthafte“ Literatur, was Erzähler und Stilisten unterscheidet, und warum manche Autoren „Fabulierer“ oder „Atmosphäriker“ sind.

Ich hab da so ’ne Theorie: Man kann Schriftsteller grob in fünf Kategorien einteilen – Stilisten, Erzähler, Ideenreiche, Beschreiber und Beobachter. Ich gebe zu, dass es relativ allgemeine und konventionelle Kategorien sind; Dinge wie das Experimentieren mit der Form oder das Erschaffen von guten Charakteren sind nicht gesondert berücksichtigt worden. Auch lässt sich die individuelle Qualität eines Schriftstellers kaum durch dieses Raster erfassen, ein Autor wie Kafka etwa ist zwar ein guter Beobachter und stilistisch versiert, doch seine Faszination lässt sich unmöglich durch diese Kategorien beschreiben – das gilt natürlich auch für die anderen genannten Autoren, die alle gänzlich individuelle Qualitäten besitzen. Weiterlesen