Mehrsprech – „Liberal-Extremismus“

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Kurz-Definition: „Liberal-Extremismus“ bezeichnet radikale und antidemokratische Strömungen innerhalb des Liberalismus, die den Staat zu Gunsten der Märkte minimieren wollen.

Liberal“ ist ein schizophrener Begriff: Zum einen wird er klassisch als „freiheitlich“ verstanden (Stärkung des Individuums und der Bürgerrechte), zum anderen verbinden mittlerweile viele Menschen „liberal“ mit einer einseitigen Begünstigung und Deregulierung der Wirtschaft gegenüber dem Sozialwesen, der Bildung, der Umwelt und den Bürgerrechten. Für diese Verschiebung haben sich unter anderem Bezeichnungen wie Wirtschaftsliberalismus oder Neoliberalismus eingebürgert, doch ich finde, wir bräuchten eher einen Begriff, der allgemeiner und schärfer die Auswüchse wirtschaftsliberaler Politik und ihrer Gefahren einordnet.

Es macht daher Sinn von „Liberal-Extremismus“ zu sprechen, um klar zu machen, dass es nicht nur an den politischen Polen „rechts“ und „links“ extremistische Tendenzen geben kann, sondern auch im vermeintlich gemäßigten Liberalismus. Wenn wir uns die heutige Welt ansehen, in der große Unternehmen ihre Interessen rücksichtslos durchsetzen können, deregulierte Finanzmärkte ganze Volkswirtschaften bedrohen und Wirtschaftsverbände stellenweise mehr Macht zu besitzen scheinen, als Staaten, müssen wir uns fragen, ob Liberal-Extremismus nicht mindestens genauso gefährlich ist, wie Rechts- oder Linksextremismus – wenn nicht sogar gefährlicher. Weiterlesen